Pacing – Energie managen, statt erschöpfen

Person geht langsam und achtsam auf Steinen bei Sonnenuntergang
Achtsames Gehen – ein Beispiel für bewusstes Pacing

Egal ob gesund oder erschöpft – jeder Mensch hat ein begrenztes Maß an Energie zur Verfügung. Den meisten wird das aber erst dann wirklich bewusst, wenn sie mit Erschöpfungszuständen wie Chronic Fatigue (CFS), Long Covid oder anderen energetischen Herausforderungen konfrontiert sind.

Pacing bedeutet, deine Energie so zu managen, dass du möglichst stabil bleibst – und dabei Schritt für Schritt wieder mehr Belastbarkeit aufbauen kannst. Es ist keine Einschränkung, sondern ein kluger Wegbegleiter.

Warum ist Pacing so entscheidend?

Wenn du dich regelmäßig über deine Grenzen hinaus belastest, kann das zu einer massiven Verschlechterung führen. Das nennt man in der Medizin Post-Exertional Malaise (PEM) – eine symptomatische Verschlechterung nach körperlicher, kognitiver oder emotionaler Anstrengung.

Diese Symptome sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Signale deines Körpers. Sie zeigen dir: „Stopp. Das war zu viel."

Genau deshalb ist Pacing so wichtig: Du lernst, mit deiner Energie zu gehen – nicht gegen sie.

Erschöpfte Person am Arbeitsplatz - ein Zeichen, dass Grenzen überschritten wurden

Warum langsam gehen schneller ans Ziel führt

Gestapelte Steine im Gleichgewicht - Symbol für geduldigen Aufbau von Stabilität

Es mag zunächst paradox klingen: Wie soll man durch langsameres Vorgehen schneller ans Ziel kommen?

Stell dir deine Genesung wie das Überqueren eines gefrorenen Sees vor. Rennst du darüber, bricht das Eis unter dir ein, und du musst von vorne beginnen. Gehst du jedoch in langsamen, bedachten Schritten, kommst du sicher auf die andere Seite.

Pacing ist nicht der langsame Weg zur Besserung – es ist der direkte Weg. Menschen, die konsequent pacing betreiben, erholen sich oft schneller und nachhaltiger als jene, die zwischen Überanstrengung und erzwungener Ruhe pendeln.

Wie funktioniert Pacing konkret?

Steinpfad über ruhigem Wasser - Metapher für Pacing in kleinen, sicheren Schritten

Pacing ist ein Lernprozess. Es geht darum, die richtige Balance zu finden – zwischen Aktivität und Erholung. Und das funktioniert am besten in kleinen, kontrollierten Schritten:

1. Finde deine aktuellen Grenzen

Wie viel Bewegung, geistige Aktivität oder soziale Reize verträgst du gerade, ohne dich zu verschlechtern? Beobachte deinen Schlaf, deine Symptome und deine Erholung danach.

2. Beginne kleiner, als du denkst

Starte mit Mikro-Schritten. Wenn du denkst, du könntest heute 1000 Meter gehen – versuch lieber 500. Wenn du 30 Minuten arbeiten willst – beginne mit 15. Spür rein, wie du dich danach fühlst.

3. Steigere nur langsam

Wenn du eine Aktivität mehrere Tage ohne Verschlechterung geschafft hast, kannst du langsam steigern – zum Beispiel jeden Tag 5 % mehr. Beispiel: 500 Meter heute, 550 Meter morgen.

4. Symptome als Feedback verstehen

Deine Symptome sind kein Feind – sie sind ein Frühwarnsystem. Wenn sie zunehmen, ist das ein Zeichen: „Pause. Anpassen."Reagiere liebevoll, nicht mit Härte.

Was kann Pacing ergänzen?

Pacing ist die Grundlage jeder nachhaltigen Heilung. Ergänzend können dich unterstützen:

  • Regelmäßige Pausen – auch vor dem Erschöpfungsgefühl
  • Nahrungsergänzungsmittel – z. B. Q10, Magnesium, NADH, pflanzliche Unterstützung
  • Heilpflanzen – wie Ginseng, Rosenwurz oder Ashwagandha (je nach Verträglichkeit)
  • Ein fester Tagesrhythmus – mit Ritualen und Erholungsinseln

(Mehr zu diesem Thema in den Artikeln „Energiesystem richtig managen"und „Signale des Körpers verstehen".)

Eine Tasse Tee - Symbol für Ruhe und Erholung als wichtiger Teil des Pacings

Geh in deinem Tempo – nicht im Tempo der Welt

Du musst nichts „leisten", um wertvoll zu sein. Du darfst langsam sein. Du darfst Pausen machen. Und du darfst lernen, deinem Körper wieder zu vertrauen – Schritt für Schritt.