Psychologische Hilfe

Chronische Erschöpfung ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine erhebliche psychische Belastung. Psychologische Unterstützung kann ein wichtiger Baustein sein, um den Umgang mit der Krankheit zu erlernen und die Lebensqualität zu verbessern.

Hier findest du Informationen zu verschiedenen psychologischen Ansätzen und Ressourcen. Es geht hierbei nicht darum, die Krankheit als "nur psychisch" abzutun, sondern die psychischen Folgen zu bewältigen und Strategien für den Alltag zu entwickeln.

Therapeutische Ansätze

Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

ACT hilft dabei, schwierige Gedanken und Gefühle zu akzeptieren, statt gegen sie anzukämpfen. Der Fokus liegt darauf, trotz der Einschränkungen ein werteorientiertes Leben zu führen.

  • Fokus auf Akzeptanz und Achtsamkeit
  • Identifikation persönlicher Werte
  • Commitment zu wertebasiertem Handeln

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) - angepasst

Angepasste KVT kann helfen, dysfunktionale Gedankenmuster im Umgang mit der Krankheit zu erkennen und zu verändern. Wichtig: Standard-KVT und insbesondere Graduated Exercise Therapy (GET) werden bei ME/CFS oft als schädlich angesehen. Es muss eine an die Krankheit angepasste Form sein.

  • Umgang mit Belastungsgrenzen
  • Bewältigung von Angst und Depression
  • Anpassung von Aktivitätsmustern (Pacing integrieren)

Achtsamkeitsbasierte Ansätze (MBSR/MBCT)

Methoden wie Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) oder Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) lehren, den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen und können helfen, Stress zu reduzieren und den Umgang mit Schmerzen und Erschöpfung zu verbessern.

  • Stressreduktion durch Achtsamkeit
  • Verbesserte Körperwahrnehmung
  • Nicht-wertender Umgang mit Symptomen

Tiefenpsychologisch fundierte Therapie

Dieser Ansatz kann helfen, unbewusste Konflikte oder frühere Erfahrungen zu bearbeiten, die zur psychischen Belastung beitragen können. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der Krankheitsbewältigung im Kontext der Lebensgeschichte.

  • Bearbeitung von Krankheitsakzeptanz
  • Umgang mit Verlust und Trauer
  • Stärkung der Ich-Funktionen

Einen passenden Therapeuten finden

Die Suche nach einem Therapeuten, der Erfahrung mit chronischen körperlichen Erkrankungen und speziell mit ME/CFS oder Long Covid hat, ist entscheidend. Achte auf folgende Punkte:

  • Verständnis für Pacing und PEM: Der Therapeut sollte das Konzept der Belastungsintoleranz verstehen und keine Aktivierungsstrategien vorschlagen, die schaden könnten.

  • Keine Psychologisierung: Der Therapeut sollte die Erkrankung als primär körperlich anerkennen und die psychologische Hilfe als Unterstützung zur Bewältigung anbieten.

  • Flexibilität: Möglichkeit für Online-Sitzungen oder Anpassung der Sitzungsdauer an deinen Energielevel.

  • Ressourcen: Frage nach Erfahrungen mit chronischen Krankheiten, Schmerztherapie oder Psychoonkologie.

Mögliche Anlaufstellen sind Therapeutensuchdienste der Krankenkassen, Berufsverbände oder spezialisierte Kliniken und Ambulanzen (sofern vorhanden).

Selbsthilfe und Unterstützungsgruppen

Online-Communities & Foren

Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein. Achte jedoch auf eine positive und unterstützende Atmosphäre und vermeide Doomscrolling.

Lokale Selbsthilfegruppen

Suche nach Gruppen in deiner Nähe (z.B. über NAKOS oder lokale Gesundheitsämter). Persönlicher Austausch kann wertvoll sein, achte aber auf deine Energiegrenzen.

Weitere Hilfsangebote erkunden

Neben psychologischer Hilfe gibt es weitere Unterstützungsmöglichkeiten: