Was tun bei Angst und Panikattacken?
Wenn du zum ersten Mal eine Panikattacke erlebst, fühlt es sich oft an, als würde dein Körper dir entgleiten. Herzrasen, Zittern, Atemnot, innere Unruhe – und das alles scheinbar aus dem Nichts.
Wichtig ist: Du bist nicht verrückt. Und du bist nicht allein. Panikattacken sind eine natürliche Reaktion deines Nervensystems auf Überlastung – auch wenn sie sich bedrohlich anfühlen.
In diesem Artikel erfährst du, was du in Akutsituationen tun kannst, wie du langfristig dein Nervensystem beruhigst und welche Hilfe es gibt – von naturheilkundlich bis medizinisch.
1. Was hilft sofort, wenn die Angst kommt?
Wenn du gerade eine Panikattacke erlebst, denk bitte daran:
- Es geht vorbei. Auch wenn es sich schlimm anfühlt – dein Körper wird sich wieder beruhigen.
- Du bist sicher. Es ist eine Stressreaktion, kein Notfall im klassischen Sinne.
- Sag dir innerlich: „Ich halte das jetzt aus. Ich komme da durch.“
Akut-Tipp: Klopfen auf das Schlüsselbein
Klopfe mit der Faust sanft aber rhythmisch auf dein Schlüsselbein. Fahre mit dem Klopfen fort, bis die Angstattacke vollständig abklingt – ganz egal, wie lange es dauern sollte. Klopfe einfach weiter, die Angst wird nachlassen. Diese Technik (aus der Körpertherapie) beruhigt das vegetative Nervensystem und kann dich durch die gesamte Attacke begleiten. Ausführliche Anleitung zu Klopftechniken →
Weitere Möglichkeiten zur Sofort-Beruhigung:
- 5-4-3-2-1-Technik: Eine kraftvolle Grounding-Methode, die alle Sinne einbezieht. Mehr zur 5-4-3-2-1-Technik →
- Tiefer atmen: 4 Sekunden ein – 6 Sekunden aus
- Hände auf die Brust legen: Verbindung zum Körper spüren
- Blick fixieren: Einen Punkt im Raum suchen – Fokus hilft
- Aufstehen und bewegen: sanftes Gehen, Tai Chi oder Qigong
- Autogenes Training oder Meditation: helfen mittelfristig zur allgemeinen Beruhigung
2. Was hilft langfristig gegen Ängste?
Wenn Panikattacken häufiger auftreten oder dich dauerhaft begleiten, solltest du dein Nervensystem systematisch entlasten. Viele Betroffene berichten von spürbarer Verbesserung durch:
- Regelmäßige Meditation (z. B. geführte Körperreisen oder Atemmeditation)
- Qigong, Tai Chi oder langsames Yoga
- Resilienz-Training durch körperlich-emotionale Übungen
- Körpertherapie (z. B. somatische Klopftechniken – eigener Artikel folgt)
- Tagebuch führen – zur Klärung innerer Konflikte und Selbstbeobachtung
3. Wann ist medizinische Unterstützung sinnvoll?
Wenn Ängste deinen Alltag stark einschränken, ist es vollkommen legitim, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt sowohl Medikamente für die akute Situation als auch für die langfristige Stabilisierung.
Beispiele für medikamentöse Behandlung:
- Venlafaxin: ein SNRI-Antidepressivum, das besonders wirksam bei Angststörungen ist und über den ganzen Tag eingenommen werden kann
- Duloxetin: ähnlich wie Venlafaxin, wirkt auf Serotonin und Noradrenalin und kann bei anhaltenden Angstzuständen helfen
- Mirtazapin: ein sedierendes Antidepressivum aus der Klasse der NaSSA – hilft bei Angst und Schlaf
- SSRIs (z. B. Escitalopram, Sertralin): stimmungsstabilisierend, angstlösend über Wochen
- Hydroxyzin: ein Antihistaminikum mit angstlösender Wirkung (nicht abhängig machend)
- Im Ausnahmefall: Benzodiazepine (z. B. Tavor) – nur kurzfristig und mit ärztlicher Begleitung
Hinweis: Medikamente sollten immer in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt eingenommen werden.
4. Welche pflanzlichen Mittel können helfen?
Auch aus der Pflanzenheilkunde gibt es Mittel mit beruhigender Wirkung – besonders bei leichten bis mittleren Angstsymptomen.
- Passionsblume: mild angstlösend, gut verträglich
- Kava Kava: aus der Südsee – stärker beruhigend, teils ähnlich wie leichte Beruhigungsmittel (nur mit ärztlicher Rücksprache!)
- Baldrian, Lavendel, Melisse: klassische Mittel gegen Unruhe und Einschlafstörungen
Wichtig zu wissen
Angst ist ein ernstzunehmendes Signal – aber sie ist auch überwindbar. Du musst da nicht allein durch. Je früher du liebevoll und bewusst darauf reagierst, desto schneller wird dein Körper lernen, dass er wieder sicher ist.